Du hast eine großartige Podcast-Folge aufgenommen, aber wie geht es nun weiter? Die Rohaufnahme ist erst der Anfang, und der richtige Schnitt kann den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen und einer professionellen Episode ausmachen. In diesem Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du deine Podcast-Folge schneidest, um die bestmögliche Audioqualität zu erreichen und deinen Zuhörern ein angenehmes Hörerlebnis zu bieten. Dieser Leitfaden gilt natürlich für alle Programme für Audiobearbeitung, von Audacity, Ableton, Cubase, Hindenburg oder Adobe Audition.
1. Audioqualität optimieren: Denoise, EQ und Kompressor
Bevor du mit dem eigentlichen Schnitt beginnst, solltest du sicherstellen, dass deine Audioqualität so gut wie möglich ist. Darauf solltest du vor allem bei der Aufnahme achten, in dem du hochwertiges Equipment verwendest und auf gute Raumakustik achtest. Eine Checkliste habe ich dir in diesem Blogbeitrag erstellt. Aber die Postproduktion bietet uns einige weitere Tools. Hier sind einige Techniken, um deine Aufnahme zu optimieren:
Denoise (Rauschunterdrückung): Hintergrundgeräusche können sehr störend sein. Verwende ein Denoising-Tool, um unerwünschte Geräusche wie Brummen, Rauschen oder andere Störgeräusche zu entfernen. Viele Audio-Bearbeitungsprogramme haben integrierte Funktionen, die dies automatisch erkennen und entfernen können.
EQ (Equalizer): Der Equalizer hilft dir dabei, bestimmte Frequenzen zu betonen oder abzuschwächen, um deine Stimme klarer und natürlicher klingen zu lassen. Ein guter Anfang ist, die Tiefen leicht abzusenken, um ein „muffiges“ Gefühl zu vermeiden, und die Höhen etwas zu betonen, um mehr Klarheit zu schaffen. Dafür gibt es übersichtliche Cheat-Sheets, wie dieser kostenlose von "Producer Hive", oder kurze Leitfäden für Einsteiger, wie z.B. dieser Guide von delamar.
Kompressor: Ein Kompressor sorgt dafür, dass laute und leise Passagen deiner Aufnahme ausgeglichen werden. Er reduziert die Dynamik, sodass die Lautstärke insgesamt konstanter bleibt. Dies ist besonders wichtig für Podcasts, da es das Hörerlebnis angenehmer macht, ohne dass die Zuhörer ständig die Lautstärke anpassen müssen.
De-Reverb: Ein De-Reverb kann dabei helfen, den Hall/ das Echo einer Aufnahme zu reduzieren. Werden Stimmen in einem grossen kahlen Raum aufgenommen, hört man deutlich, wie die Stimmen lange nachhallen und ineinander übergehen. Ein De-Reverb kann jedoch noch mässig eingreifen, ansonsten wird die Podcast Folge sehr robotisch und fragmentiert.
Alternativ gibt es mittlerweile einige Plattformen & Webseiten, die mit KI die Audioqualität deiner Aufnahme optimieren, zum Beispiel "Adobe Podcast Enhance Speech". Dort lädst die Audiodatei deiner Aufnahme hoch, und kannst anhand eines Reglers die Menge der KI-Audiooptimierung von 0 bis 100% anpassen.
2. Den Inhalt schneiden
Beim Schnitt geht es darum, deine Aufnahme auf das Wesentliche zu reduzieren und eine flüssige Erzählung zu schaffen. Hier sind einige Tipps:
Überflüssige Teile entfernen: Manchmal driftet das Gespräch ab oder es gibt Momente, die einfach nicht zum Thema passen. Schneide diese Abschnitte heraus, um deinen Podcast fokussierter zu machen.
Wichtige Punkte hervorheben: Wenn es besonders wichtige Aussagen oder Erkenntnisse gibt, kannst du diese durch geschicktes Schneiden betonen. Du könntest beispielsweise eine kurze Pause vor und nach der Aussage einfügen, um sie hervorzuheben
3. Pausen, Stotterer, „Ehms“ und mehr kürzen
Auch wenn sie menschlich sind, können Pausen, Stotterer und häufige „Ehms“ die Zuhörer ablenken oder das Zuhören erschweren. Hier ein paar Tipps, wie du diese Elemente effektiv kürzen kannst:
Pausen anpassen: Lange Pausen können die Dynamik deiner Episode verlangsamen. Kürze sie, um den Fluss zu verbessern, aber achte darauf, dass es nicht zu abgehackt klingt.
Stotterer und „Ehms“ entfernen: Verwende die Zoom-Funktion deiner Bearbeitungssoftware, um diese kleinen Makel zu identifizieren und nahtlos herauszuschneiden. Dies sorgt für eine flüssigere und professionellere Folge.
Hierbei ist Gefühl angesagt. Kleine Sprachfehler lassen uns menschlicher und authentischer klingen und sollten deshalb nicht alleine aus Prinzip entfernt werden. Eine Herangehensweise ist zum Beispiel auf den Inhalt zu achten: Wenn neue oder wichtige Informationen vermittelt werden, können Fülltöne irritieren oder ablenken. Bei Erzählungen oder Geschichten gehören sie eher zum Charakter der Person, und fallen weniger stark auf.
Ein kleiner Tip: Die Plattform Descript wirbt damit, anhand von Transkripten automatisch Füllwörter entfernen zu können. Sollten du oder dein Gast/ deine Gästin stockend sprechen, kannst du probieren dir mit einer solchen Plattform die Mühe des manuellen Schneidens zu sparen.
4. Intro und Outro einbauen
Ein gut gestaltetes Intro und Outro verleiht deinem Podcast eine professionelle Note und schafft Wiedererkennungswert. Hier sind einige Tipps:
Das Intro: Das Intro sollte kurz und prägnant sein und den Zuhörer wissen lassen, worum es in deinem Podcast geht. Du kannst Musik oder Soundeffekte einfügen, um die Stimmung zu setzen und die Marke deines Podcasts zu unterstreichen.
Das Outro: Ein Outro fasst die Folge zusammen und kann eine Aufforderung enthalten, den Podcast zu abonnieren, eine Bewertung zu hinterlassen oder die Website zu besuchen. Auch hier kann Musik oder ein Soundeffekt das Ende der Folge sanft abrunden.
Teaser oder Zusammenfassung: Einige Podcasts bauen an den Anfang ihrer Folgen ein kurzes Zitat der Folge, oder eine kleine Zusammenfassung/ Andeutung des Inhalts ein, um direkt zu Beginn Interesse für den Inhalt zu generieren. Sei kreativ und überlege dir, wie du deine Zuhörer so früh wie möglich fesseln kannst!
5. Podcast-Folge abmischen
Zum Schluss geht es darum, alle Elemente deiner Folge zu einem harmonischen Gesamtklang zu mischen:
Lautstärke anpassen: Stelle sicher, dass die Lautstärke deiner Stimme und die von Gästen gleichmäßig und angenehm ist. Es sollte keine großen Lautstärkeunterschiede geben, die die Zuhörer dazu zwingen, ständig die Lautstärke anzupassen.
Equalizer überprüfen: Gibt es bestimmte Frequenzen, die zu laut/ leise durchdringen und das Hören unangenehm machen? Greife nochmal mit deinem Equalizer ein, oder nutze Effekte wie den Deesser, um nochmal auf den Klang der einzelnen Stimmen einzugehen.
Visueller Check: Die meisten Audiobearbeitungs-Programme arbeiten mit einer visuellen Waveform-Ansicht. Du kannst zum Abschluss durch diese Ansicht scrollen um sicherzustellen, das es keine leeren/ stummen Stellen oder Abschnitte mit übersteuerter Lautstärke gibt.
Ein letzter Tip: Pausen
Vergiss nicht, immer wieder deine Ohren zu erholen. Vor allem die Produktion mit Kopfhörern kann unser Gefühl für Lautstärke negativ beeinflussen. Nimm dir ein paar Minuten Pause, bevor du deine Folge final exportierst, um sicherzustellen, dass du mit deinem Mix wirklich zufrieden bist.
Mit diesen Tipps und Tricks kannst du deine Podcast-Folge so schneiden, dass sie nicht nur professionell klingt, sondern auch deine Botschaft klar und ansprechend vermittelt. Viel Spaß beim Bearbeiten und Schneiden deines nächsten Podcast-Meisterwerks!
Möchtest du dich lieber für einen externen Podcast Editor oder Produzenten entscheiden, habe ich dir hier ein paar Tipps zusammengefasst, um den richtigen Freelancer für deinen Podcast zu finden.
Kommentare